23 April 2015

Rezension | Ugly: Verlier nicht dein Gesicht | Scott Westerfeld





 Scott Westerfeld ist Software-Designer, Komponist von Tanzmusik und Schriftsteller. Er wurde am 5. Mai 1963 in Texas geboren. Er schreibt sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche. Scott Westerfeld ist mit der australischen Fantasy-Autorin Justine Larbalestier verheiratet und lebt abwechselnd in New York und in Sydney. Mit seiner Trilogie Ugly-Pretty-Special hat er viele Fans gewonnen.


Tally kann ihren 16. Geburtstag kaum erwarten, denn dann steht endlich ihre große Operation an. Sie wird von einer abstoßenden Ugly in eine wunderschöne Pretty verwandelt und kann dann endlich wieder mit ihrem besten Freund zusammen sein, Party machen und ohne Verpflichtungen leben. Nach einem gefährlichen Streich lernt sie Shay kennen, die genau am selben Tag wie Tally ihre Operation hat, doch im Gegensatz zu ihr, sträubt sich Shay gegen den Eingriff. Sie flüchtet nach Smokey, einer Kolonie von Rebellen, die sich gegen die Operationen auflehnen. Shay hinterlässt Tally jedoch einen Wegweiser. Die Specials, eine furchteinflößende Spezialeinheit, wittern die Chance das Rebellenlager mit Tallys Hilfe zu zerschlagen und stellen sie vor eine furchtbare Wahl...

Der Frühsommerhimmel hatte die Farbe von Katzenkotze.
Natürlich, dachte Tally, müsste man der Katze eine Zeit lang Katzenfutter mit Lachsgeschmack geben, um die richtigen Rosatöne zu erhalten. Die Wolkenfetzen wirkten ein bisschen zerzaust, sie wurden von einem Wind hoch oben durcheinandergewürfelt. Als das Licht verschwand, klaffte tiefblaue Nacht dazwischen hervor, wie ein umgestülpter Ozean, bodenlos und kalt. 


 Ist es nicht gut, die Gesellschaft mit schönen Menschen zu füllen? - Yang Yuan

»Es musste entsetzlich sein, ein hässliches Gesicht zu sehen, wenn man die ganze Zeit von dermaßen schönen Menschen umgeben war.«

»Ich wüsste ja gern, warum sie nie zurückkommen«, sagte Shay. »Einfach zu einem Besuch.«
Tally schluckte. »Weil wir so hässlich sind, Skelett, deshalb.«

Keine noch so große Schönheit gibt es, an der sich nicht irgend etwas Unregelmäßiges in ihren Verhältnissen fände. - Francis Bacon

»Hübsch zu werden ändert nicht nur unser Aussehen«, sagte sie.
»Nein«, sagte David. »Es ändert auch unser Denken.«

»Ich bin Tally Youngblood«, sagte sie. »Macht mich hübsch.«

Der Schönheitswahn ist immer noch aktuell und meiner Meinung nach das Kernthema der Trilogie von Scott Westerfeld. Denn 300 Jahre nach der großen Katastrophe werden die Menschen an ihrem 16. Lebensjahr operiert. Körper, Muskeln, Gesichter werden den errechneten Idealen dieser Generation angepasst. Individualität ist verpönt. Jeder hat diesem Idealismus zu folgen und wer sich nicht anpassen will, wird zwangsoperiert. Scott Westerfeld hat sich umfangreich mit unserer heutigen Oberflächlichkeit beschäftigt und eine erstaunliche Anschauung von der wohl möglichen Entwicklung unserer Gesellschaft auf Papier gebracht.
Die sogenannten Uglies, Jugendliche vor ihrem 16. Geburtstag, betiteln sich von klein auf mit Beleidigungen und werden von den Schönen, die sogenannten Pretties, gemieden. Wer will sich denn auch bitte ernsthaft hässliche Menschen anschauen? Schon im Kindesalter wird ihnen ihre eigene Hässlichkeit durch Medien und Schulen vor Augen geführt. Kein Wunder also, dass sich die junge Tally nichts sehnlicher wünscht, als endlich eine Pretty zu werden. Schön zu sein und dazu zu gehören. Ein Leben ohne Sorgen.
Ungeschönt und geradeheraus schafft Scott Westerfeld eine mitreißende, spannende Geschichte um Tally und ihren Kampf gegen die Oberflächlichkeit dieser Welt, die dadurch entstehenden Konflikte ihrer Mitmenschen und den indoktrinierten Idealvorstellungen von Schönheit.
Durch seine technische Versiertheit und seinem herausragenden Wortschatz formt er eine beeindruckende, realitätsnahe Welt der Zukunft. Er benutzt eine auf Fakten beruhende, nicht übertrieben schnulzige Schreibform. Sie ist leicht verständlich, bildhaft und fließend. Diese Kombination ist es, was es dem Leser einfach macht, in Tallys Welt einzutauchen und mitzufiebern.
Hubbretter und Hubwagen sind die Fortbewegungsmittel des 24. Jahrhunderts. Autos sind seid 300 Jahren durch einen Virus fahruntüchtig. Mit Hilfe von Magnetnetzen unterhalb der Stadt ist es den Menschen möglich mit ovalen Fluggeräten durch die Stadt zu fliegen, ähnlich unseren Skateboards oder den Surfbrettern auf Wasser. Das erste Drittel des Romans mag für den einen oder anderen auf Grund dieser technischen Detailliertheit zu langatmig sein, jedoch verstehe ich hier die Intention des Autors uns mit den technischen Wundermitteln der Zukunft vertraut zu machen, schließlich haben die Fortbewegungsmittel einen gewichtigen Schwerpunkt in seiner Trilogie.

Es ist eins, sich Geschichten in Gedanken zusammen zu reimen und ein anderes, sie auch niederschreiben zu können. Scott Westerfeld hat es geschafft!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
"Dreamer" Design by Mira @CopyPasteLove